Pflegepraxiszentrum Nürnberg: Innovative Pflegetechnologien im Praxistest
Täglich sind mehrere Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen. Und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter. Die Möglichkeiten der Digitalisierung und Technisierung als Chance und Lösungsansatz werden daher auch in der Pflegebranche seit längerem diskutiert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat 2017 den Cluster „Zukunft der Pflege“ gestartet, in dem vier Pflegepraxiszentren (PPZ) in Hannover, Freiburg, Nürnberg und Berlin mit dem Pflegeinnovationszentrum (PIZ) zusammenwirken. Insgesamt stellt das BMBF für diese Fragestellung bis 2022 bundesweit 20 Millionen Euro bereit.
Für das PPZ-Nürnberg haben sich unter der Koordination der kommunalen Pflegeeinrichtung NürnbergStift sechs Einrichtungen der Metropolregion Nürnberg zusammengeschlossen, um die Integration von Zukunftstechnologien in die Pflege schonender für die Patienten und Pflegekräfte sowie insgesamt effizienter zu gestalten. Dazu werden in den von der Diakonie Neuendettelsau, dem NürnbergStift und dem Klinikum Nürnberg betriebenen Einrichtungen innovative Pflegetechnologien auf Praxistauglichkeit, Akzeptanz bei den Pflegekräften wie auch den Betreuten und Nutzen im Echtbetrieb erprobt. Drei Testprojekte gibt es bereits: „Sensorik gegen das Risiko der Sturzerkennung“, „Virtual Reality als Unterhaltungsangebot für Menschen in Pflegeheimen“ sowie „App-basierte mehrsprachige
Kommunikation für Patienten mit Migrationshintergrund“. Die wissenschaftliche und methodische Begleitung der Testungen erfolgen durch das IREM – Institut Rettungswesen, Notfall- und Katastrophenmanagement der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt sowie das IDC-Forschungsinstitut der Wilhelm Löhe Hochschule (WLH) für angewandte Wissenschaften Fürth. Deren Aufgabe ist es auch, die im PPZ gewonnenen Erkenntnisse regelmäßig in die pflegerische Aus-, Fort- und Weiterbildung zu integrieren, um die erprobten Innovationen erleb- und erlernbar zu machen und die zur Anwendung benötigten technischen Kompetenzen zu fördern. Der sechste Partner im Konsortium, Forum MedTech Pharma e.V., unterstützt den Wissenstransfer in die Praxis durch sein umfangreiches Netzwerk. Zudem fördert das Projekt die Bekanntmachung und Etablierung des PPZ-Geschäftsmodells in der Pflege-Branche.
Das Projekt PPZ-Nürnberg ist auf eine Dauer von fünf Jahren angelegt und läuft vom 1. Januar 2018 bis 31. Dezember 2022. Die Kosten von rund vier Millionen Euro werden zu 100 Prozent durch das BMBF getragen.
Erfolgskurs: Vom Expertenkreis zum Forschungsprojekt
Das Forum MedTech Pharma e.V., dessen Geschäftsstelle Bayern Innovativ ist, hat 2015 den Expertenkreis „Pflegeinnovation“ ins Leben gerufen, der aus Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen besteht. Bei den regelmäßig stattfindenden Treffen wurden Themen wie „Technik und Digitalisierung in der Pflege“, „Betrachtung von Versorgungsketten- und Schnittstellenmanagement“, „Patientenorientierte Versorgung“ sowie das Thema „Fachkräfte & Aus- und Weiterbildung“ diskutiert. Dies führte zu einem engen, interdisziplinären und intensiven Erfahrungsaustausch sowie der Realisation gemeinsamer Projekte. Nachdem das Forum MedTech Pharma e.V. gemeinsam mit den anderen Konsortialpartnern die BMBF-Ausschreibung „Zukunft der Pflege: Mensch-Technik-Interaktion für die Praxis“ als einen idealen Rahmen erkannte, um die gemeinsamen Ziele der Zusammenarbeit weiter fortzuführen und zu konsolidieren, stellte Bayern Innovativ den Kontakt zur Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) her. Diese unterstützte das Konsortium des Projektes PPZ-Nürnberg bei der erfolgreichen Antragstellung. Neben wertvollen Informationen zu den Förderbedingungen des BMBF gab die BayFOR Hilfestellung bei der Ausarbeitung und Darstellung des Projektkonzepts im Antrag und beriet die Konsortialmitglieder bei der Formulierung des Antragstextes.