ClimTip
EU-Projekt ClimTip - Quantifizierung von Klima-Kipp-Punkten und deren Auswirkungen
Der globale Temperaturanstieg birgt erhebliche Risiken für die Menschheit. Dazu gehören die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hitze, Dürre, Starkniederschläge und heftigere tropische Stürme sowie der Anstieg des Meeresspiegels und der Verlust von Ökosystemen. Während die meisten dieser Risiken bei weiterer Erwärmung allmählich zunehmen, gibt es Subsysteme im Klimasystem, die beim Überschreiten bestimmter Kipppunkte zu drastischen und irreversiblen Veränderungen führen. Die zugrundeliegenden Mechanismen dieser Kippelemente und ihre Wechselwirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht und verstanden. Das EU-Projekt ClimTip zielt darauf ab, unser Verständnis potenzieller "Kippelemente" (TEs) des Erdsystems zu verbessern.
Frühwarnsystem für potenzielle Veränderungen des Klimas und der Ökosysteme
Mit einem umfassenden Ansatz wird das ClimTip-Konsortium Daten aus verschiedenen Quellen, einschließlich historischer Klimaaufzeichnungen und fortgeschrittener Computermodelle, analysieren, um diese Kippelemente zu identifizieren und zu charakterisieren. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Frühwarnsystems für potenzielle Veränderungen des Klimas und der Ökosysteme.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird ClimTip die Erdsystemmodelle (ESM) verbessern, die für die Vorhersage großräumiger Kipppunkte unerlässlich sind. Durch die Verfeinerung der Darstellung der vorgeschlagenen Kippelemente des Erdsystems soll das Projekt die Grenzen aufzeigen, innerhalb derer die Menschheit sicher handeln kann, um eine Destabilisierung kritischer Erdsysteme zu vermeiden, wobei Unsicherheiten in den Daten berücksichtigt werden.
Einzigartiger Klimadienst durch hochaufgelöste globale Klimadatensätze
Als einzigartiger Klimadienst wird ClimTip hochaufgelöste globale Klimadatensätze für großskalige Kippereignisse liefern, die zuverlässiger und genauer sind. Basierend auf kohärenten und plausiblen Beschreibungen, wie sich bestimmte zukünftige Klimaereignisse oder -phänomene unter verschiedenen Bedingungen entwickeln könnten (Kippstorys), wird das Projekt die Auswirkungen von Kipppunkten auf Klima, Ökosysteme, Biodiversität, Landwirtschaft, Gesellschaft und Wirtschaft bewerten. Diese Ergebnisse werden mit bestehenden globalen Klima- und Biodiversitätsabkommen wie dem Pariser Abkommen und der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und ihren politischen Zielen in Beziehung gesetzt.
Die Ergebnisse von ClimTip werden eine solide Grundlage für die Risikobewertung von Klimakipppunkten und die Entwicklung von Anpassungs- und Minderungsstrategien bilden. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, seine Ergebnisse mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft, der breiten Öffentlichkeit und relevanten Organisationen wie IPBES und IPCC zu teilen, um unser kollektives Verständnis von Kipp-Punkten und den damit verbundenen Risiken zu verbessern.
Projektziele und Arbeitsfelder
ClimTip zielt darauf ab, unsere Fähigkeit zu verbessern, die Risiken zu bewerten und zu bewältigen, die mit großräumigen Kipppunkten im Klima und in den Ökosystemen der Erde aufgrund menschlicher Aktivitäten verbunden sind. Dies beinhaltet die Bewertung der Auswirkungen auf das Klima, die Ökologie und die Gesellschaft sowie die Identifizierung von Anpassungs- und Minderungsstrategien. Die Hauptziele von ClimTip sind:
1. Verbesserung des Verständnisses von TEs und Verbesserung von Modellen.
2. Charakterisierung von TEs, Identifizierung unbekannter Kipp-Potenziale.
3. Bewertung der aktuellen Stabilität von Klima- und Ökosystem-TEs.
4. Quantifizierung der Auswirkungen großräumiger Kippereignisse.
5. Stärkung der Widerstandsfähigkeit für verbesserte Anpassung und Minderung.
6. Bewertung der Kosten von Kipp-Ereignissen und ihrer Auswirkungen auf die Abschwächung.
7. Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für Kipp-Risiken.
Durch verbessertes Verständnis und Modellierung will ClimTip unbekannte Kipppunkte identifizieren, die aktuelle Stabilität bewerten und die Auswirkungen dieser Ereignisse quantifizieren. Dies wird dazu beitragen, sichere Betriebsgrenzen zu bestimmen, innerhalb derer die Menschheit sicher operieren kann, um eine Destabilisierung kritischer Erdsysteme zu vermeiden, und wirksame Anpassungs- und Abschwächungsmaßnahmen zu entwickeln, wobei die vielen verschiedenen Unsicherheiten in den Klimawissenschaften berücksichtigt werden. Dazu gehören u. a. physikalische und biologische Unwägbarkeiten (wie reagieren verschiedene Systeme auf unterschiedliche Niveaus von Treibhausgasemissionen oder unterschiedliche Erwärmungsniveaus), Datenbeschränkungen (historische Daten, Beobachtungsdaten), regionale Variabilität und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen der Erde.
ClimTip wird umfassendes Wissen bereitstellen, um die Bewertung von Kipprisiken sowie Anpassungs- und Abschwächungsstrategien zu unterstützen. ClimTip wird seine Ergebnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft, der breiten Öffentlichkeit und ausgewählten Organisationen wie IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) und IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zur Verfügung stellen.
Zielgruppen
- Wissenschaftliche Gemeinschaft
- Internationale politische Entscheidungsträger, z. B. diejenigen, die an COP-Verhandlungen beteiligt sind
- Regionale und lokale Entscheidungsträger, z. B. Regierungen und Verwaltungen, die an der Klimaanpassung beteiligt sind, einschließlich Entscheidungsträgern in der Forst- und Landwirtschaft (z. B. private und öffentliche Forstverwalter, Landwirtschaftsverwaltungen)
- Nichtregierungsorganisationen mit besonderem Interesse an Klimawandel und nachhaltigen Entwicklungszielen
- Allgemeine Öffentlichkeit und Bürger in der EU und weltweit mit Interesse an Wissenschaft und Politik zum Klimawandel
- Junge Menschen in Europa und weltweit, die für NGOs arbeiten, sowie Aktivisten, z.B. „Fridays for Future“
- Privatsektor, z. B. Unternehmen, die sich für Klimarisiken und die Umsetzung von Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen interessieren, oder Unternehmen, die sich über die Risiken ihrer CO2-Emissionen informieren wollen, z. B. private oder halbprivate Forst- oder Landwirtschaftsorganisationen
- Zwischenstaatliche Organisationen wie IPBES und IPCC.
BayFOR als Partner
Die BayFOR unterstützte ClimTip bei der Entwicklung und Vorbereitung des Projektantrags bis zum Projektstart im März 2024. In enger Zusammenarbeit mit dem Konsortium war sie an der Konzeption, Strukturierung und Budgetierung des Projekts beteiligt. Zudem beriet die BayFOR alle Partner bei den notwendigen Formalitäten und administrativen Fragen. Als Projektpartner unterstützt die BayFOR ClimTip bei der täglichen finanziellen und administrativen Projektabwicklung.
Förderperiode
Das Projekt wird durch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizon Europe, unter der Förderkennziffer 101137601 vom 1. März 2024 bis zum 29. Februar 2028 (Call: HORIZON-CL5-2023-D1-01) mit einem Gesamtprojektbudget von rund 6 Millionen Euro gefördert, davon 2,5 Millionen Euro für Bayern.
Konsortium
Koordiniert von der Technischen Universität München, vereint ClimTip 21 führende Forschungseinrichtungen und Organisationen aus 12 Ländern, darunter Deutschland, China, Dänemark, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden, Schweiz, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten von Amerika.
Die Projektpartner
Koordinator:
Technische Universität München, Deutschland
Partner:
Bayerische Forschungsallianz GmbH, Deutschland
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Deutschland
École Normale Supérieure, Frankreich
LMU München, Deutschland
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Deutschland
Complutense Universität von Madrid, Spanien
Universität Kopenhagen, Dänemark
Universität Uppsala, Schweden
Universität Utrecht, die Niederlande
Centre Nationale de la Recherche Scientifique (CNRS), Frankreich
Università degli Studi di Firenze, Italien
Universität Bern, Schweiz
Beijing Normal University, China
World Bank Group, USA
University of Reading, Vereinigtes Königreich
University of Exeter, Vereinigtes Königreich
Met Office, Vereinigtes Königreich
The London School of Economics and Political Science, Vereinigtes Königreich
University of Leicester, Vereinigtes Königreich
UiT - The Arctic University of Norway, Norwegen
Weitere Informationen
Kontakt
Kontakt
Prof. Dr. Niklas Boers
Technische Universität München
TUM Fakultät für Technik und Gestaltung
E-Mail: n.boers@no-spam-pleasetum.de
Dr. Sebastian Bathiany
Technische Universität München
TUM Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Design
E-Mail: sebastian.bathiany@no-spam-pleasetum.de
Kontakt in der BayFOR
M. Sc. Anita Schnierle
Projektmanagerin
Tel: +49 89 9901888-177
E-Mail: schnierle@no-spam-pleasebayfor.org