
CirCoFin

EU-Projekt CirCoFin: Städte als Motor für nachhaltiges Bauen
Der Bausektor ist im Moment alles andere als nachhaltig. Er beansprucht 50 Prozent aller weltweit gewonnenen Rohstoffe und 30 Prozent des verbrauchten Süßwassers, gleichzeitig verursacht er über 30 Prozent des Mülls und zwischen 40 und 70 Prozent der energiebedingten CO₂-Emissionen. Das Problem ist gewaltig – das Potenzial der möglichen Lösungen aber auch. Dem „Circularity Gap Report“ zufolge hat die Baubranche das weltweit größte Potenzial für Kreislaufwirtschaft.
Mit konsequenten Kreislaufstrategien ließen sich weltweit 9,5 Milliarden Tonnen Bau- und Abbruchabfälle wiederverwenden, was mehr als das Vierfache der gesamten weltweiten festen Hausmüllabfälle entspricht. Mit diesem Kreislaufansatz könnten auch die CO2-Emissionen, die bei der Produktion von Baumaterialien entstehen, bis 2050 um 38 Prozent reduziert werden.
Kreislaufstrategien für nachhaltiges Bauen in Städten
In Europa leben 75 Prozent der Bevölkerung in Städten und städtischen Gebieten. Diese haben dementsprechend einen großen Anteil am gesamten Ressourcenverbrauch und an den damit verbundenen Emissionen. Städte sind daher der entscheidende Hebel, über den neue Strategien hin zur Kreislaufwirtschaft eine maximale Wirkung entfalten können.
Das EU-Projekt CirCoFin (Circular Construction Finance) setzt genau hier an. Es will Städte zu aktiven Gestaltern nachhaltigen Bauens machen – durch die Aktivierung privater Investoren, innovative Geschäftsmodelle, clevere Finanzierungsstrategien und neue Vorgaben für Bauvorschriften und öffentliche Ausschreibungen.
Der Hebel: Circular Construction Hubs (CCH)
Ein Schlüssel dazu sind sogenannte „Circular Construction Hubs“ (CCH). Sie verknüpfen Rückbau und Neubau, indem sie gebrauchte Bauteile sammeln, katalogisieren und weiterverkaufen. Das spart Rohstoffe, reduziert Müll und senkt Emissionen.
Sie umfassen idealerweise eine physische Materialbank (PMB) und einen digitalen Marktplatz (DM). CCH sind zentrale Zugangspunkte, die häufig von privaten Akteuren betrieben werden und wichtige Dienstleistungen anbieten, von der Lagerung und Logistik, der Vorbereitung von Materialien für die Wiederverwendung, dem Scannen und Katalogisieren des vorhandenen Gebäudebestands bis hin zu Fachwissen über die Wiederverwertung von Sekundärmaterialien und -komponenten.
Doch bislang scheitert die breite Anwendung dieses Konzepts an rechtlichen Hürden, fehlender Marktgröße und den etablierten Baupraktiken.
Günstige Voraussetzungen für den Wandel
Die Chance für den Wandel ist da: Steigende Rohstoffpreise, höhere Deponiekosten, neue ESG-Kriterien1 und eine wachsende Regulierung machen nachhaltiges Bauen wirtschaftlich attraktiver.
In dem Maße, in dem die Verwendung von CCHs in Zukunft zur Norm wird, wird sie sich auf die Auswahl von Materialien und Komponenten in der Entwurfsphase auswirken und den Rückbau und die Wiederverwendung fördern. Im Laufe der Zeit werden neue Gebäude immer mehr rückbaufähige Elemente enthalten und somit leichter zu demontieren sein. Dabei soll die Qualität der Materialien und Komponenten erhalten bleiben und somit eine Wiederverwendung einfacher und wahrscheinlicher machen.
1 ESG-Kriterien stehen für „Environmental, Social, and Governance“ (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Sie sind Standards zur Bewertung der Nachhaltigkeit und ethischen Verantwortung von Unternehmen und Investitionen.
Vier Modellprojekte ebnen den Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche
CirCoFin startet vier Modellprojekte in München, Kopenhagen, Lissabon und Schottland. Jedes soll zeigen, wie Kreislaufwirtschaft im Bausektor konkret funktioniert. Dazu gehören Machbarkeitsstudien, Geschäftspläne und innovative Finanzierungsinstrumente. Parallel entsteht eine übertragbare Methodik für CCHs, die künftig auch in anderen Städten Anwendung finden kann.
Die Idee: Vorzeigeprojekte schaffen, um europaweit Investoren, Bauherren und Behörden zu überzeugen. Der Bausektor muss vom Ressourcenschlucker zum Wiederverwertungspionier werden – und CirCoFin will den Weg dorthin ebnen.

Projektziele
CirCoFin will Bewegung in den Bausektor bringen – bei Planungsspezialisten, Unternehmen, Versicherungen, öffentlichen Stellen und Investoren. Ziel ist es, den Weg in eine städtische und regionale Kreislaufwirtschaft zu ebnen, gestützt auf CCHs und flankiert von klugen Finanzierungsmodellen und passenden Rahmenbedingungen. Dafür setzt das Projekt auf vier konkrete Investitionsprojekte im urbanen Kreislaufbau sowie eine praxisnahe Methodik, die sich europaweit übertragen lässt.
Zielgruppen
Städte und Kommunen
Bauunternehmen
Andere Unternehmen/KMU
Versicherungen
Akteure aus der Kreislaufwirtschaft
BayFOR als Partner
In der Antragsphase unterstützte die BayFOR die CirCoFin-Koordinatorin und das Konsortium bei der fachlich-inhaltlichen Konzeptionierung des EU-Antrags sowie bei der Klärung von finanziellen und administrativen Fragen. Die BayFOR unterstützt und begleitet als geförderter Partner in CirCoFin das Projektmanagement und die Kommunikation mit interessierten Fachkreisen.
Förderperiode
Dieses Projekt wird von Anfang Januar 2025 bis Ende Dezember 2027 durch das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union, Horizon Europe, mit rund 6 Mio. Euro unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101180525 gefördert. Davon gehen 2 Mio. Euro an bayerische Akteure.
Konsortium
Unter Koordination der Landeshauptstadt München arbeiten im Projekt 13 Projektpartner zusammen:
Landeshauptstadt München, Deutschland (Projektkoordination)
Bayerische Forschungsallianz, Deutschland
BWB Connect CLG, Irland
Concular GmbH, Deutschland
Circue ApS, Dänemark
DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Deutschland
Gebalis - Gestão do Arrendamento de Habitaçao Municipal de Lisboa EM, Portugal
ICLEI European Secretariat GmbH, Deutschland
Kobenhavs Kommune, Dänemark
Lisboa E-NOVA, Portugal
Smith Innovation ApS, Dänemark
UnternehmerTUM Projekt GmbH, Deutschland
Zero Waste Scotland Ltd., Vereinigtes Königreich
Weitere Informationen
Webseite folgt
Kontakt
Projektkoordinator

Marc Jehle
Landeshauptstadt München
Referat für Umwelt- und Klimaschutz
E-Mail: circofin@no-spam-pleasemuenchen.de
Kontakt in der BayFOR

M. A. Marcus Süß
Teamkoordinator PM-Bereich
Projektmanager EU-Projekt CirCoFin
Tel.: +49 911 50715-940
E-Mail: suess@no-spam-pleasebayfor.org

M. Sc. Sebastian Botzler
Wissenschaftlicher Referent
Umwelt, Energie & Bioökonomie
Tel: +49 89 9901888-123
E-Mail: botzler@no-spam-pleasebayfor.org