SUNLIQUID
Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen
Der Verkehrssektor verursachte 2015 mehr als ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen in der EU. Gleichzeitig führt das hohe weltweite Wachstum des Sektors zu deutlich steigendem Kraftstoffbedarf und zunehmenden CO2-Emissionen. Die durch den Verkehr entstehenden CO2-Emissionen gelten auch als Mitverursacher der globalen Erwärmung. Moderne Biokraftstoffe wie Zellulose-Ethanol sind ein entscheidender Wegbereiter, um die von der EU gesetzte Ziele zur Dekarbonisierung des Verkehrs zu erreichen. Für einen verbindlichen Einsatz von Biokraftstoffen erließ die EU eine Reihe von Richtlinien. Nach der „Erneuerbare-Energien-Richtlinie“ (Renewable Energy Directive, RED) folgte im Juni 2018 die „Erneuerbare-Energien-Richtlinie II“ (RED II), die ein verbindliches Ziel von 32 % erneuerbarer Energien für die EU in 2030 sowie 14 % für erneuerbare Energien im Verkehrssektor bis 2030 festlegte. Außerdem fordert RED II eine verbindliche, über die Jahre steigende Beimischung von Biokraftstoffen in allen EU-Mitgliedsstaaten, beginnend mit 0,2 % in 2022, 1 % in 2025 und schließlich 3,5 % in 2030.
Bei Zellulose-Ethanol handelt es sich um einen modernen Biokraftstoff aus Agrarreststoffen wie Getreide- oder Maisstroh. Bislang bestand die größte Herausforderung darin, einen Prozess zur Herstellung von Zellulose-Ethanol zu entwickeln, der technisch sehr leistungsstark und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel ist. Diese Herausforderung hat die innovative sunliquid®-Technologie gemeistert, die von Clariant Produkte (Deutschland) GmbH, dem Koordinator des EU-Projekts SUNLIQUID (“sunliquid® large scale demonstration plant for the production of cellulosic ethanol”), entwickelt wurde. Sie erfüllt alle Anforderungen eines technisch und wirtschaftlich effizienten Prozesses, um landwirtschaftliche Reststoffe in klimafreundlichen Biokraftstoff umzuwandeln. Der Prozess verwertet die derzeit wenig genutzten Reststoffe und wandelt die in den Stängeln enthaltenen, schwer zugänglichen C5- und C6-Zucker beinahe vollständig in Ethanol um. Die Rohstoffe treten nicht in Konkurrenz zu Nutz- und Futtermittelpflanzen, sondern entstehen weltweit in ausreichender Menge als Nebenprodukt der heutigen landwirtschaftlichen Praxis. Ein weiterer wesentlicher Vorteil dieser Technologie besteht darin, dass 95 % der CO2-Emissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen eingespart werden können, wenn das Produkt als Treibstoff genutzt wird.
Um die technologische Machbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit des sunliquid®-Verfahrens zur Herstellung von Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen im kommerziellen Maßstab zu demonstrieren, erhält das EU-Projekt SUNLIQUID von April 2014 bis Juli 2022 eine Förderung in Höhe von 23 Millionen Euro aus dem Siebten Rahmenprogramm der Europäischen Union (RP7) gemäß der Fördervereinbarung Nr. 322386. Das Projekt kann einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigeren Energieversorgung im Verkehrssektor Europas leisten.
Steckbrief
Projektziele und Arbeitsfelder
Erste wirtschaftliche Produktionslage für Zellulose-Ethanol im kommerziellen Maßstab
Sunliquid® ist eine innovative, bahnbrechende Technologie aus Bayern. Die technologischen Herausforderungen wurden gelöst; der nächste Schritt auf dem Weg zur breitflächigen Umsetzung ist nun die Produktion im kommerziellen Maßstab.
Das SUNLIQUID-Konsortium beabsichtigt, die technischen und wirtschaftlichen Vorteile der Produktion von Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen im industriellen Maßstab in Europa unter Beweis zu stellen. Dies wird zu einem nachhaltigeren Energiesystem in Europa beitragen und helfen, die Zielvorgaben der EU-Kommission zur Einsparung von Treibhausgasemissionen zu erreichen.
Die Hauptziele von SUNLIQUID sind:
- Durchführung eines detaillierten Verfahrens zur Auswahl des Standorts für die Zellulose-Ethanol-Anlage
- Aufbau eines hocheffizienten Rohstoffversorgungs- und Logistiksystems
- Beauftragung lokaler Landwirte und Logistikdienstleister für Strohversorgung, -transport und -lagerung
- Implementierung eines hocheffizienten und chemikalienfreien Systems zur Vorbehandlung von Rohstoffen
Die Vorteile von SUNLIQUID für die europäische Gesellschaft sind:
- Bedeutender Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und zur Abwendung des Klimawandels
- Schaffung von grünen Arbeitsplätzen, besonders in ländlichen Regionen
- Stärkung der Wirtschaft vor Ort und Schaffung zusätzlicher Geschäftsmöglichkeiten
- Erweiterung der Biokraftstoffproduktion auf derzeit wenig genutzte Agrarreststoffe
- Verbesserung der Gesamtleistung und Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen
- Förderung einer weitverbreiteten Implementierung von Zellulose-Ethanol in der EU
- Schaffung einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen heimischen Quelle für erneuerbare Energien für die EU
- Unterstützung des Wandels von einer auf fossilen Brennstoffen beruhenden Wirtschaft in eine biobasierte Kreislaufwirtschaft
Zielgruppen
Die Projektergebnisse von SUNLIQUID sind für folgende Akteure von Bedeutung:
- Wissenschaftliche Gemeinschaft auf den Gebieten Erneuerbare Energien, Biokraftstoffe der zweiten Generation und Biotechnologie
- Industrie und Verbände in den Bereichen Biotechnologie, Bioethanol- und Biokraftstoff-Produktion sowie Biomasseherstellung und -umwandlung
- Autohersteller, Verkehrssektor
- Politische Entscheidungsträger
- Interessierte Öffentlichkeit sowie Endverbraucher
SUNLIQUID kommuniziert seine Projektergebnisse an diese Zielgruppen über eine Projektwebsite, zielgruppenspezifisches Informationsmaterial, Präsentationen bei Veranstaltungen, Konferenzen und Workshops, parlamentarische Abende, wissenschaftliche Publikationen, Pressearbeit sowie elektronische Newsletter.
BayFOR als Partner
Die Bayerische Forschungsallianz unterstützte SUNLIQUID intensiv von der Antragsverfassung bis zum Projektstart im April 2014. In enger Kooperation mit dem Koordinator gestaltete sie den Antrag inhaltlich vor allem in den Bereichen „Impact“ und „Implementation“. Zudem stand sie allen Partnern bei der Budgetkalkulation zur Seite und erarbeitete den Entwurf des Consortium Agreements.
Als Projektpartner ist die BayFOR als Leiterin des Arbeitspakets „Dissemination and Stakeholder Interaction“ für alle projektbezogenen Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Die Hauptaufgabe besteht darin, die Projektergebnisse zu verbreiten und sie an die definierten Zielgruppen zu kommunizieren. Außerdem bietet die BayFOR dem gesamten Konsortium regelmäßig Informationen und Beratung zu zusätzlichen internationalen, europäischen und nationalen Fördermöglichkeiten.
Förderung
Von April 2014 bis Juli 2022 erhält SUNLIQUID eine Förderung in Höhe von 23 Mio. Euro im Zuge des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union gemäß der Finanzhilfevereinbarung Nr. 322386.
Konsortium
Unter der Koordination von Clariant Produkte (Deutschland) GmbH beteiligen sich fünf weitere Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich, Rumänien und Ungarn an SUNLIQUID. Die Expertise des SUNLIQUID-Konsortiums deckt die gesamte Wertschöpfungskette zur Herstellung von Zellulose-Ethanol ab – von der Beschaffung des Rohstoffs bis hin zur Vermarktung des Produkts.
Die teilnehmenden Institutionen sind:
Clariant Produkte (Deutschland) GmbH
Clariant Products Ro SRL
Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz (EI)
ExportHungary
Industrielle Biotechnologie Bayern Netzwerk GmbH (IBB)
Bayerische Forschungsallianz GmbH (BayFOR)
Weitere Informationen
Kontakt
Dr. Christian Librera
Vice President and Head of Business Line Biofuels & Derivatives
Clariant Produkte (Deutschland) GmbH
Koordination SUNLIQUID
Semmelweisstraße 1
82152 Planegg
Tel.: +49 (0) 89 710 661 0
E-Mail: contact@no-spam-pleasesunliquid-project-fp7.eu
Kontakt in der BayFOR
Emmanuelle Rouard
Bereichsleiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 89 9901888-111
E-Mail: contact@no-spam-pleasesunliquid-project-fp7.eu
SUNLIQUID auf der BayFOR-Website
Im Jahresrückblick der BayFOR 2014
Im Jahresrückblick der BayFOR 2013
In den BayFOR News Juni 2015
In den BayFOR News Oktober 2014