Europäische Kommission präsentiert Hochschulstrategie

31.01.2022
Europäische Strategie für Universitäten

Die Europäische Kommission hat am 18. Januar 2022 eine Europäische Hochschulstrategie vorgestellt. Das Strategiepapier komplettiert die im Jahr 2020 angestoßenen Reformen in der europäischen Forschungs- und Bildungspolitik und zielt auf die intensivere Zusammenarbeit europäischer Hochschulen, um Stärken zu bündeln und den Wissenschaftsstandort Europa zu stärken.

Europa steht vor enormen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung und einer alternden Bevölkerung – und ist zugleich von der größten globalen Gesundheitskrise des Jahrhunderts und ihren wirtschaftlichen Folgen betroffen. Hochschulen können in der Bewältigung dieser Herausforderungen durch ihre einzigartige Position an der Schnittstelle von Bildung, Forschung und Innovation einen wichtigen Beitrag leisten.
Sie sind nicht nur ein Ort der zivilgesellschaftlichen Bildung, sondern auch ein Bindeglied zwischen der nicht-kommerziellen Forschung und Industrie. Auf diese Weise tragen sie zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit Europas bei.

Der Fokus der europäischen Hochschulstrategie liegt auf den transnationalen und inter-universitären Kooperationen. Die Exzellenz der Forschung soll sowohl durch multidisziplinäre Forschungsansätze als auch durch die verstärkte Inklusion von bis dato benachteiligten ge-sellschaftlichen Gruppen gefördert werden.

Die EU-Kommission plant bis Mitte 2024 die Erreichung vier konkreter Ziele:

1. Steigerung der Zahl der Europäischen Hochschulen von derzeit 41 auf 60

Der „europäische interuniversitäre Campus“ („European Universities Initiative“), auf dem Forschende aus ganz Europa aktiv und mobil sind, soll eine nachhaltige und systemische Zusammenarbeit Europas in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation bewirken. Hierfür sollen in 60 Allianzen mehr als 500 Hochschuleinrichtungen mit einem Budget von 1,1 Milliarden Euro aus Erasmus+ gefördert werden.

2. Ausarbeitung eines rechtlichen Status für europäische  Hochschulallianzen

Aufgrund unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen in den Mitgliedstaaten ist eine effektive Zusammenarbeit von Hochschuleinrichtungen im Rahmen der europäischen Hochschulallianzen derzeit mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden und erschwert. Ziel der EU ist die Stärkung einer nachhaltigen transnationalen Kooperation innerhalb europäischer Hochschulallianzen durch die Schaffung einer eigenen Rechtspersönlichkeit, so dass Hochschulen ihre Kapazitäten und Ressourcen besser bündeln können. Dies beinhaltet einen vereinfachten Austausch von Wissenschaftler*innen sowie die Akkreditierung gemeinsamer Studienprogramme. Hierfür ist ein Pilotprojekt in Erasmus+ für 2022 vorgesehen.

3. Die Entwicklung eines einheitlichen europäischen Hochschulabschlusses

Dies soll in einem verringerten Verwaltungsaufwand bei der Durchführung gemeinsamer Studienprogramme und der grenzüberschreitenden Anerkennung von Hochschulab-schlüssen resultieren.

4. Die Ausweitung der Initiative „Europäischer Studierendenausweis“

Durch die Vergabe einer individuellen digitalen Studierendenkennung plant die Europäi-sche Kommission die bereits existierende Initiative für einen europäischen Studieren-denausweis voranzutreiben. Beginnend 2022 mit den mobilen Studierenden im Rahmen von Erasmus+ soll dies bis Mitte 2024 auf alle an einer europäischen Hochschule einge-schriebenen Studierenden ausgeweitet werden.

Der europäische Hochschulsektor sieht das Strategiepapier insgesamt als einen Schritt in die richtige Richtung. Dennoch besteht eine gewisse Skepsis gegenüber einer effektiven Umsetzung. Gründe dafür sind die knapp bemessene Zeit zur Erreichung der Ziele bis 2024 sowie die Frage einer effektiven Finanzierung. Zudem liegt die Hochschulbildung im Verantwor-tungsbereich der Mitgliedsstaaten, wodurch die konkrete Umsetzung der Vorschläge stark von der Reformbereitschaft auf nationaler Ebene abhängt. Dies fällt insbesondere bei der Einführung von europäischen Studiengängen sowie eines europäischen Studierendenausweises ins Gewicht.

In einem nächsten Schritt fordert die Europäische Kommission den Rat, die Mitgliedstaaten und den Hochschulsektor zu einer Diskussion über die politische Agenda auf. Die französische Ratspräsidentschaft plant im April 2022 mit den verantwortlichen Minister*innen die Erörterung einer Ratsempfehlung zur Erleichterung einer wirksamen europäischen Hochschulzusammenarbeit.

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