
Nachlese zur 'Cooperation Lounge Afrika-Europa: Wissenschaft trifft Politik' in Brüssel

Panel Diskussion bei der Cooperation Lounge Africa-Europe
Für eine engere Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa in F&I
Bei der Eröffnung der hochrangigen Abendveranstaltung betonten Michael Hinterdobler (Leiter der Vertretung des Freistaats Bayern bei der EU), Eric Beißwenger MdL (Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales der Regierung des Freistaats Bayern), Mohamed Igueh Ofleh (Stellvertretender Leiter der Ständigen Mission der Afrikanischen Union bei der EU) und Nicola Bellomo (Leiter der Pan-Afrika-Abteilung im Europäischen Auswärtigen Dienst) in ihren Reden das Potenzial und die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Kontinenten im Bereich F&I zur Bewältigung globaler Herausforderungen.
Wissenschaftspolitik für F&I-Projekte zwischen Afrika und Europa
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die Alison April (Universität Stellenbosch International) moderierte, diskutierten die renommierten Rednerinnen und Redner Professor Willem Fourie (Universität Stellenbosch), Professor John O. Gyapong (African Research Universities Alliance (ARUA)), Dr. Daphne Keilmann-Gondhalekar (Technische Universität München), Dr. Vincenzo Lorusso (Generaldirektion Forschung und Innovation, Europäische Kommission) und Eudy Mabuza (Botschaft der Republik Südafrika), wie der Dialog zwischen Wissenschaft und Politik gestärkt werden kann.
Die Teilnehmenden betonten die Notwendigkeit,
- der politischen Unterstützung für Forschungsprojekte mit afrikanischer und europäischer Beteiligung wie z. B. schnelle Visaerteilung für Forschende und Bereitstelllung ausreichender Finanzmittel, um gemeinsam Projekte zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Bevölkerung dienen;
- der Schaffung weiterer forschungsintensiver Universitäten und Exzellenzcluster an afrikanischen Universitäten;
- die AU-EU-Innovationsagenda zu unterstützen, um konkrete Ergebnisse aus Forschung und Innovation zu erzielen;
- über die Universitäten hinaus mit politischen Entscheidungsträgern, Forschenden und Unternehmen transdisziplinär zusammenzuarbeiten, um Lösungen für dringende Herausforderungen, wie den Klimawandel, zu entwickeln;
- wissenschaftliche Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz für evidenzbasierte Politik zu nutzen;
- internationale Forschende und politische Entscheidungsträger zusammenzubringen, um an Lösungen sowohl im Globalen Süden als auch im Norden zu arbeiten, da Entwicklungen auf einem Kontinent Auswirkungen auf den anderen haben.
Nach einer spannenden Diskussion mit dem Publikum gab Dr. Emmanuel Benjamin (Universität der Bundeswehr München) anhand eines Aquaponik-Prototyps praktische Einblicke in das von der EU geförderte Projekt INCiTiS Food, das ein integratives Ernährungssystem in afrikanischen Städten entwickelt. Im Anschluss nutzten mehr als 120 Teilnehmende aus verschiedenen Bereichen der Forschung, Innovation, Politik und Förderorganisationen die Möglichkeit, sich während eines Abendempfangs mit bayerischem und afrikanischem Essen und einer begleitenden Posterausstellung zu vernetzen.
Was F&I-Projekte für eine produktive Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa benötigen
Der zweite Tag der Veranstaltung begann mit einem einführenden Impulsvortrag zu Wissenschaftspolitik und Wissenschaftsdiplomatie von Angela Schindler-Daniels (DLR Projektträger und EU Science Diplomacy Alliance), um die Teilnehmenden darauf vorzubereiten, selbst Wissenschaftspolitik zu betreiben. In einem interaktiven Workshop/Welt Café diskutierten mehr als 80 Teilnehmende aus Forschung, Politik und Förderorganisationen in rotierenden Kleingruppen, wie die Ausschreibungen und das Projektmanagement für F&I Projekte verbessert werden könnten und wie die Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa gerechter werden könnte.
Zentrale Erkenntnisse aus den Gruppendiskussionen sind unter anderem
- sich vom Paradigma einer hilfs- und entwicklungsorientierten Forschung zu lösen, um in Wissen und Lösungen, die vom afrikanischen Kontinent kommen, zu investieren;
- gegenseitiges Lernen zwischen Europa und Afrika zu fördern;
- Afrika keine europäischen Standards und Modelle aufzuzwingen, sondern Bottom-up-Ansätze zu verfolgen und die gemeinsame Erarbeitung von Projekten zu ermöglichen, die den vielfältigen Realitäten auf dem afrikanischen Kontinent entsprechen;
- die Beteiligung der Afrikanischen Union (AU) an der Ausarbeitung von Ausschreibungen der Europäischen Union (EU), die sich an Afrika richten, zu ermöglichen;
- die Unterschiede zwischen den Ländern und Regionen des afrikanischen Kontinents zu berücksichtigen;
- den bürokratischen Aufwand bei internationalen und interkontinentalen Projekten zu verringern;
- die Budgetverantwortung zwischen allen Partnern aufzuteilen;
- die Abrechnungsmodalitäten an die lokalen Gegebenheiten anzupassen, z. B. durch Zulassung von mobilen Geldtransfers via Handy;
- das Verwaltungspersonal in die Ausarbeitung von Ausschreibungen einzubeziehen;
- internationale Projektvorschläge und das Management in weiteren Sprachen als nur Englisch zu akzeptieren, wie in der EU.
Dankeschön
Wir danken allen Teilnehmenden für ihr Engagement und insbesondere den Moderatorinnen und Moderatoren des Welt-Cafés: Professor Isabella Aboderin (Universität Bristol, Africa Charter), Dr. Celine Dondeynaz (Europäische Exekutivagentur für die Forschung), Dr. Nico Elema (Stellenbosch Universität International), Dr. Harison Kipkulei (Universität Augsburg), Dr. Kathrin Knodel (Deutsche Forschungsgemeinschaft), Dr. Shem Kuyah (Jomo Kenyatta Universität für Landwirtschaft und Technologie), Professor Carsten Lorz (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf), Sean Rowlands (The Guild) und Anna Stegmann (BayFOR).
Die Bayerische Forschungsallianz mit ihren Büros in München, Nürnberg und Brüssel und die Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Bayern-Afrika der BayFOR freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit im Bereich F&I zwischen Bayern, Europa und Afrika.