ZSK
FORSCHUNGSVERBUND ZENTRUM STADTNATUR UND KLIMAANPASSUNG
TP9: KlimaKübelBäume - Bäume in Pflanzgefäßen als stadtklimatisch wirksame Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
In allen urbanen Klimawandel-Anpassungsstrategien wird die vermehrte Verwendung von Vegetation in Städten gefordert. Begründet ist diese Forderung durch die bekannten positiven Klimaeffekte, wie sie beispielsweise von großen Parks und Straßenbäumen ausgehen. In der Stadtplanung besteht daher die Forderung, möglichst viele und große Flächen für Baumpflanzungen und als öffentliche, begrünte Freiflächen vorzuhalten. In den bayerischen Ballungsräumen steht dieser Forderung jedoch ein enormes Bevölkerungswachstum entgegen, sodass Grünflächen durch Nachverdichtung bzw. hochverdichtete Bauweisen unter Druck geraten. Darüber hinaus ist es aufgrund der unterirdischen technischen Infrastruktur wie Leitungen, U-Bahnen, Tiefgaragen etc. in vielen städtischen Situationen oft kaum mehr möglich, Bäume zu pflanzen bzw. adäquate Wurzelräume zur Verfügung zu stellen, damit sich diese langfristig gut entwickeln können. Eine mögliche Lösung ist hier die Verwendung von Bäumen in Pflanzgefäßen. Diese findet aktuell im öffentlichen Raum mehr und mehr Verwendung und wird auch in der Architektur als eine Option der intensiven Bauwerksbegrünung diskutiert. Bäume in Pflanzgefäßen verfügen jedoch über einen extrem eingeschränkten Wurzelraum, wodurch auch die Entwicklung der Baumkrone begrenzt ist. Zudem sind die Bäume und insbesondere die Wurzeln extremen, oft kritischen Wachstumsbedingungen wie großen Temperaturschwankungen, starkem Frost oder Wassermangel ausgesetzt, was sich auf Wachstum und Ökosystemleistung auswirkt. Die stadtklimatische Wirkung durch Verschattung und Verdunstung ist daher anders zu bewerten als bei im Boden wachsenden Bäumen.
Das Forschungsprojekt verfolgt deshalb das Ziel, bestehende Wissenslücken in Bezug auf die klimatische Wirkung und die Wachstumsbedingungen von Bäumen in Pflanzgefäßen zu schließen, um zukünftig Bäume in Pflanzgefäßen fachgerecht zu pflanzen und als stadtklimatisch wirksame Maßnahme nachhaltig einsetzen zu können. Dabei ergeben sich folgende Zentrale Fragestellungen:
Wachstumsfaktoren
- Welche vegetationstechnischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit sich Bäume in Pflanzgefäßen langfristig gut entwickeln und die an sie gestellten mikroklimatischen und gestalterischen Anforderungen erfüllen?
- Welche Techniken (Art der Pflanzgefäße, Substrate, Bewässerungstechniken) und Baumarten sind unter unterschiedlichen Standortbedingungen geeignet?
Wachstum und Ökosystemleistung
- Wie lassen sich die mikroklimatischen Wirkungen von Bäumen in Pflanzgefäßen erfassen und modellieren?
- Welche Unterschiede bezüglich des Wachstums und der Ökosystemleistungen der untersuchten Baumarten ergeben sich in Abhängigkeit der einzelnen Variablen (Art der Pflanzgefäße, Substrate, Bewässerungstechniken)?
Entwurf und Umsetzung
- Welche ästhetischen Raumwirkungen und Aufenthaltsqualitäten weisen öffentliche Räume und grüne Architekturen auf, die anhand der entwickelten methodischen und technischen Basis entworfen und umgesetzt werden?
- Wie können sie mit anderen Maßnahmen der Klimawandelanpassung (z.B. Regenwassermanagement/ Hochwasserschutz, Grauwasserrecycling) synergetisch und ästhetisch verknüpft werden, um eine größtmögliche Nachhaltigkeit und Resilienz für Städte zu erzielen?
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden in einem Leitfaden zusammengefasst, der es bayerischen Städten und Kommunen erlaubt, Bäume in Pflanzgefäßen zielgerichtet und nachhaltig als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel und zur Steigerung der Biodiversität in dichten urbanen Situationen einzusetzen, an denen konventionelle Baumpflanzungen nicht möglich sind.
Informationen zu den Ergebnissen und Veröffentlichungen des Teilprojektes finden Sie hier.