FOROST
FORSCHUNGSVERBUND OST- UND SüDOSTEUROPA
2.II.4 Europäische Integration von unten: die mittel- und osteuropäische Migrantenbevölkerung in Deutschland und die Rolle transnationaler Räume im Erweiterungsprozess
Arbeitsfeld:
2.II Vertrauen als Voraussetzung wirtschaftlicher und sozialer IntegrationEin viel diskutierter Aspekt der EU-Osterweiterung ist die Grenzöffnung zwischen Ost und West. Diese wird früher oder später die vollständige Freizügigkeit der Bürger im erweiterten Europa erlauben. Im Westen Europas, vor allem in Deutschland und Österreich, wird aber befürchtet, dass die Freizügigkeit zu starken Wanderungsbewegungen aus den mittel- und osteuropäischen (MOE) Staaten führen könnte. Wenig Aufmerksamkeit fand bisher die Tatsache, dass es bereits seit dem Fall des eisernen Vorhangs ein Anwachsen der MOE-Bevölkerung in den Staaten der EU-15 gegeben hat. Eine Zunahme der MOE-Bevölkerung ist vor allem für Deutschland zu beobachten. Rund zwei Drittel aller Bürger Mittel- und Osteuropas, die sich legal im EU-Raum aufhalten, leben hier. Daher ist die wirtschaftliche und gesellschaftliche Integration der MOE-Bevölkerung und ihre Beziehung zu ihren Herkunftsländern für Deutschland von besonderer politischer Bedeutung. Im Projekt „Europäische Integration von unten? Die mittel- und osteuropäische Migrantenbevölkerung in Deutschland und die Rolle transnationaler Räume im Erweiterungsprozess“ werden wesentliche Integrationsaspekte der MOE-Bevölkerung in Deutschland untersucht. Ziele sind insbesondere: die Entwicklung und Struktur der MOE-Bevölkerung in Deutschland seit dem Ende der achtziger Jahre nachzuzeichnen; die Stellung der MOE-Bevölkerung in Wirtschaft und Gesellschaft Deutschlands zu untersuchen; der Frage nachzugehen, ob sich bisher im Kontext der Ost-West-Migration nach Deutschland transnationale Netzwerke und Räume entwickelt haben, welche Qualität diese Netzwerke aufweisen und welchen Einfluss sie gegebenenfalls auf künftige Ost-West-Migrationen und den Prozess der europäischen Erweiterung nehmen können. Die Arbeitsergebnisse versprechen bedeutsame wirtschafts- und gesellschaftspolitische Bezüge. So soll beispielsweise die wirtschaftspolitisch relevante Frage geklärt werde, ob Arbeitnehmer aus den MOE-Staaten für die heimischen Arbeitnehmer eine Konkurrenz darstellen, oder ob sie nicht eher Lücken am Arbeitsmarkt schließen. Erkenntnisse über die Stellung der MOE-Bevölkerung in Wirtschaft und Gesellschaft Deutschlands schaffen darüber hinaus die Vorraussetzung, um integrationspolitische Empfehlungen abzugeben. Die Analyse transnationaler Migrationsnetzwerke kann beispielsweise dazu führen, dass diese in die gesellschaftspolitische Integrationsarbeit einbezogen werden. Somit liefert das Projekt einen Beitrag zur aktuellen integrationspolitischen Debatte und fördert die Integration der MOE-Bevölkerung in Deutschland.