ForGenderCare

BAYERISCHER FORSCHUNGSVERBUND GENDER UND CARE

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12. ‚Heute nicht mehr, und wenn auf'm Land‘ –Vorstellungen junger Erwachsener (in Bayern) zur Gestaltung von Fürsorge

Arbeitsfeld:

Familie und private Lebensformen

Das Projekt fragt danach, welche Deutungen von Care junge kinderlose Erwachsene in Bayern haben. Haben sie hierzu ein (Problem-)Bewusstsein, ist Care/Fürsorge Teil ihrer Lebenswelt, ihrer Zukunftsvorstellungen, ihrer Selbstverhältnisse? Als intersektional angelegtes Projekt rückt ein Aspekt in den empirischen Fokus, nämlich die Heterogenität der sozialen Positionen und der Konstruktionen. Im Projekt interessiert deshalb zum Einen, ob sich die Deutungen von Care nach Milieu, Alter, Geschlecht und formaler Bildung/Schicht unterscheiden. Und ob, zugleich bzw. andererseits, Raum und Zeit dabei relevant sind. Gemeint sind mit Raum und Zeit lebensweltliche Deutungen von Care – Formen als z.B. „früher“, „damals“, „heute“, auf’m Dorf“, „bei den Großeltern“ usw. Für Bayern als Region, die von der Gleichzeitigkeit ländlicher und urbaner, religiöser und laizistischer, junger und alter, strukturstarker und –schwacher Konstellationen geprägt ist, dürften alltagsweltliche Deutungen von Raum und Zeit hinsichtlich Care besonders interessant und auch relevant sein.

Methodisch arbeitet das Projekt mit Gruppendiskussionen, und zwar überwiegend mit ‚natürlichen’ Gruppen. Das methodisch Produktive an Gruppendiskussionen ist, dass Deutungsmuster, Rhetoriken und Argumente rekonstruiert werden, die nicht individuelle zurechenbar sind bzw. sein müssen. Damit steht das (gruppenspezifische) Alltagswissen im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses, nicht die individualisierte Person. Auswertung wie Erhebung orientieren sich an der Grounded Theory, eine in der empirischen Sozialforschung vielfach bewährte, reflexive und gleichermaßen induktive wie deduktive Vorgehensweise.

Das Projekt leistet im Verbund einen Beitrag zur empirischen Ausleuchtung wirkmächtiger normativer Care-Vorstellungen, differenziert dabei sozialstrukturelle (bayerische) Spezifika wie Milieus und kann so nicht zuletzt auch die anwendungsaffine Expertise zur gerechteren Gestaltung von Care empirisch unterfüttern bzw. allzu pauschale Vorstellungen hierzu in Politik und Wirtschaft durchaus herausfordern.

Prof. Dr. Paula-Irene Villa, Ludwig-Maximilians-Universität München (Soziologie)

Informationen

Gründungsdatum

07.2015

Ende

06.2019

Gefördert durch

Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst