PsyCris

Psychosoziale Unterstützung im Krisenfall

Schwere Krisen wie Flugzeugabstürze, Amokläufe oder Naturkatastrophen stellen alle Beteiligten – Betroffene, Helfer und Verantwortliche – vor große Herausforderungen. Zusätzlich zu Verletzungen und Todesfällen können massive psychische Belastungen und Traumata auftreten. Welche psychosoziale Unterstützung im Einzelfall angebracht ist, wie diese organisiert werden soll und unter welchen Belastungen Krisenmanager arbeiten und Entscheidungen treffen, untersuchen Wissenschaftler im Rahmen des EU-Projekts „PsyCris“ (Psycho-social Support in Crisis Management).

Die Forscher analysieren im Rahmen von PsyCris wissenschaftliche Studien und ziehen daraus Schlüsse, welche Methoden für die psychosoziale Vorsorge, Nachsorge und Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen geeignet sind. Dabei werten sie auch Erfahrungen aus früheren Krisenfällen aus – etwa dem Amoklauf in Erfurt – und bewerten, welche Maßnahmen erfolgreich waren und welche weniger. Im Rahmen des Projekts werden sowohl akute Maßnahmen analysiert als auch später greifende Strategien, mit Belastungen umzugehen und in den normalen Alltag zurückzukehren. Aus den Ergebnissen wollen sie Module entwickeln, die in Abhängigkeit von der gegebenen Situation, Strategien und Maßnahmen für die psychosoziale Versorgung an die Hand geben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich Stresserfassung und Stressmanagement. Dazu werden Stresserfassungsinstrumente für das Krisenmanagement entwickelt und der Zusammenhang zwischen Stress und dessen Bewältigung sowie Stressinterventionsprogramme untersucht. Ein biofeedbackbasiertes Interventionsprogramm soll die Stressreduzierung und die Vermeidung von stressbasierten Erkrankungen bei Krisenmanagern unterstützen.

Das Projekt soll dazu beitragen, dass die Notfallvorsorge und die Infrastruktur für die psychosoziale Unterstützung sowie die länderübergreifende Zusammenarbeit im Krisenfall europaweit verbessert werden.

Steckbrief

Projektziele und Arbeitsfelder

Die Wissenschaftler werden in PsyCris folgende Themen behandeln:

  • Untersuchung des aktuellen Status psychologischer und medizinischer Betreuung bei Krisen in europäischen Staaten
  • Verbesserung der Betreuungsstrategien für Opfer, Betroffene und Krisenmanager
  • Notfallplanung für den psychologischen und medizinischen Bedarf nach (Groß-)Schadensereignissen und Katastrophen
  • Entwicklung von Interventionen im Umgang mit Stress sowie Verminderung von stressbedingten Störungen der im Krisenmanagement tätigen Personen und Behörden
  • Bereitstellung effizienter Selbsthilfestrategien für von Krisen betroffene Gemeinschaften, Gruppen, Gemeinden und Länder
  • Untersuchung der langfristigen psychosozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen von Krisen

Als Hauptprodukt wird das Projekt eine Reihe von Toolkits bereitstellen, die Folgendes ermöglichen:

  • Effizienter Umgang mit relevanten Daten
  • Transfer von Wissen und Praxiskompetenzen, die für das Krisenmanagement, die Stresskontrolle und soziale Unterstützung relevant sind
  • Stress Assessment
  • Schnelle Entscheidungsfindung in konkreten Krisen
  • Stärkung der Widerstandsfähigkeit/Belastbarkeit in der betroffenen Bevölkerung

Die Toolkits sind in ein computerbasiertes wissensgestütztes System integriert, das E-Learning und Face-to-Face-Unterricht kombiniert. Die Forschung und Entwicklung des Projektes basieren auf einem ganzheitlichen, multidisziplinären Ansatz, welcher Methoden aus verschiedenen Feldern beinhaltet:

  • Psychologie (z.B. Stressmanagement, Personalwesen, Prävention, Interventionen zur Behandlung des posttraumatisches Belastungssyndroms, Psychophysiologie etc.)
  • Bildungswissenschaften (z.B. Wissensmanagement)
  • Informatik (z.B. Heuristik zur Entscheidungsfindung, neue Technologien, Web 2.0, Social Software)
  • Ingenieurwesen (z.B. Biofeedback-Geräte)
  • Interkulturelle Kommunikation
  • Soziologie
  • Gesundheitswissenschaften

Aktuelle und mögliche Veränderungen in der Gesellschaft, im Gesundheitswesen und Klima sowie interkulturelle und Geschlechtsaspekte werden berücksichtigt. PsyCris wird Richtlinien für die Krisenprävention und -intervention vorschlagen.
Die Ergebnisse werden einen bedeutsamen Einfluss auf das Gesundheitswesen, die Belastbarkeit der Allgemeinheit und internationale Kooperation haben.

Zielgruppe

  • Opfer, Betroffene und Führungskräfte in Krisenstäben
  • Politische Entscheidungsträger
  • Die breite interessierte Öffentlichkeit in der EU

BayFOR als Partner

Die Bayerische Forschungsallianz hat das internationale Konsortium bereits in der Antragsphase begleitet und unterstützt die Koordinatorin während der gesamten Laufzeit im administrativen Projektmanagement.

Laufzeit und Förderung

PsyCris wird als Teil des Siebten Rahmenprogramms (FP7) von der Europäischen Kommission mit einem Gesamtbudget von 3,8 Millionen Euro gefördert. Das Projekt (Nr. 312395) hat eine Dauer von 36 Monaten und ist am 1. Juli 2013 gestartet.

Konsortium

Die 11 Partner des Konsortiums umfassen Universitäten, Forschungszentren, öffentliche Einrichtungen, kleine und mittlere Unternehmen sowie Interessengruppen und Endnutzerorganisationen aus Deutschland, Spanien, Israel, Litauen, Luxemburg und Österreich.
Teilnehmende Organisationen:

Ludwig-Maximilians-Universität München (Koordination), Deutschland
Universidad de Granada, Spanien
UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik (Co-Koordination), Österreich
Kitokie projektai, Litauen
Blended Solutions GmbH, Deutschland
Bayerische Forschungsallianz GmbH, Deutschland
Amuta LeYeladim beSikun - Cohen-Harris Resilience Center for Trauma and Disaster Intervention, Israel
Unfallkasse Thüringen, Deutschland
Insight Instruments, Österreich
Protection Civile Luxembourg Groupe de Support Psychologique, Luxemburg
Colegio Oficial de Psicólogos de Andalucía Oriental, Spanien

Kontakt

Dr. Ulrike Heß-Meining, Dipl. Soz.
Ludwig-Maximilians-Universität München
Department Psychologie
Koordination PsyCris
Tel.: +49 (0)89 2180-5196
E-Mail: ulrike.hess-meining@no-spam-pleasepsy.lmu.de

Kontakt in der BayFOR

M.A. Verena Bürger

M. A. Verena Bürger-Michalek
Projektmanagerin
Telefon: +49 89 9901888-174
E-Mail: buerger@no-spam-pleasebayfor.org

 

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